James Booker – der Piano Prince aus New Orleans
Wohl kaum ein anderer Pianist im Blues, Jazz, Boogie und New Orleans Piano ist so kontrovers aufgetreten wie James Booker aus New Orleans. In seinem Stil und in seiner Persönlichkeit war er extravagant und verfügte über außergewöhnliche technische Fähigkeiten am Klavier. Sein Einfluss auf Pianisten nachfolgender Generationen ist immens.
Geboren am 17. Dezember 1939 erlernte James Booker schon als Kleinkind Klavier und Orgel zu spielen. Sein Vater, ein Wanderprediger, erkannte schnell das Talent seines Sohnes und hoffte, mit ihm mehr Menschen zum Gottesdienst bewegen zu können. 1948 zog die Familie nach New Orleans und Booker traf in der Schule auf Klassenkameraden wie Art Neville, Charles Neville oder auch Allen Toussaint.
Von der Klassik zum New Orleans Jazz
Booker tauchte pianistisch tief in die Klassik ein. Rachmaninow und Chopin faszinierten ihn. Aber auch Jazzpianisten wie Eroll Garner oder auch Liberace hatten es ihm angetan. Als er auf Tuts Washington traf, zeigte dieser ihm eine ganz neue Welt am Klavier: Das New Orleans Jazz Piano. Erste kleine Auftritte folgten, als Booker ein Teenager war. Schnell sprach sich herum, dass hier ein Wunderkind an den Tasten sitzt. Im legendären Hotel Dew Drop Inn traf er auf Mac Rabenack, der unter dem Pseudonym Dr. John weltberühmt werden sollte. Und er traf auf Fats Domino, dessen Musik ihn begeisterte.
Erste Plattenaufnahmen 1954
1954 gab er mit 14 Jahren sein Plattendebüt für Imperial Records. Dave Bartholemew, Fats Domino`s kongenialer Partner, engagierte Booker für zwei Aufnahmen: „Doin the Hambone“ und „Thinkin `bout my Baby“. Die Songs waren zwar kommerziel kein Erfolg, ebneten aber Bookers Weg in die Aufnahmestudios in New Orleans. 1960 hatte er mit seiner Eigenkomposition „Gonzo“ einen Achtungserfolg in den R&B Charts und erreichte Platz 3.
Die wilden 60er und 70er Jahre
Schnell machte sich Booker einen Ruf als exzentrischer, aber genialer Pianist. Es folgten unzählige Studio-Sessions und Auftritte mit den unterschiedlichsten Musikern und Bands. Auch in Europa wurde man auf den außergewöhnlichen Musiker aus New Orleans aufmerksam.
Mehrere Konzerte von Bookers Europatourneen 1977 und 1978 wurden professionell aufgezeichnet, einige auch für das Fernsehen gefilmt. Aus diesen Aufnahmen wurden Alben bei verschiedenen Plattenlabels veröffentlicht. Das Album New Orleans Piano Wizard: Live!, das bei seinem Auftritt beim „Boogie Woogie and Ragtime Piano Contest“ in Zürich , Schweiz, aufgenommen wurde, gewann den Grand Prix du Disque . Er spielte 1978 auch bei den Jazzfestivals in Nizza und Montreux und nahm während dieser Zeit eine Session für die BBC auf. Vierzehn Jahre später wurde eine Aufnahme mit dem Titel Let’s Make A Better World! – die zu dieser Zeit in Leipzig entstand – die letzte Platte, die in der ehemaligen DDR produziert wurde .
Die letzten Jahre
Von 1978 bis 1982 war Booker der Hauspianist der Maple Leaf Bar im Stadtteil Carrollton in Uptown New Orleans. Aufnahmen aus dieser Zeit, die von John Parsons gemacht wurden , wurden unter den Titeln „Spiders on the Keys“ und „Resurrection of the Bayou Maharajah“ veröffentlicht und gelten heute in Sammlerkreisen als Geheim-Tipps. Ende Oktober 1983 filmte der Filmemacher Jim Gabour Bookers letzten Konzertauftritt für eine Serie über die Musikszene in New Orleans. Die Serie mit dem Titel Music City wurde auf Cox Cable ausgestrahlt und enthielt Aufnahmen aus der Maple Leaf Bar in New Orleans sowie eine sechseinhalbminütige Improvisation namens „Seagram’s Jam“. Booker starb im Alter von 43 Jahren am 8. November 1983, als er in einem Rollstuhl in der Notaufnahme des Charity Hospital in New Orleans saß und auf medizinische Hilfe wartete. Die Todesursache war laut Sterbeurkunde des Gerichtsmediziners von Orleans ein Nierenversagen infolge chronischen Heroin- und Alkoholmissbrauchs.
Discography
Singles
1954, “Doin’ the Hambone”/”Thinkin’ ‘Bout My Baby”, Imperial Records
1958, “Open the Door/Teenage Rock”, Ace Records: 547 (as Little Booker)
1960, “Gonzo”, Peacock Records: 5-1697, FR1061
Studio albums
Lost Paramount Tapes (DJM, 1974)
Junco Partner (Hannibal, 1976)
Classified (Demon, 1982)
Live albums
The Piano Prince Of New Orleans (Black Sun Music, 1976)
Blues And Ragtime From New Orleans (Aves, 1976)
James Booker Live! (Gold, 1978)
New Orleans Piano Wizard: Live! (Rounder, 1987)
Resurrection of the Bayou Maharajah (Rounder, 1993)
Spiders on the Keys (Rounder, 1993)
Live at Montreux (Montreux Sounds, 1997)
United Our Thing Will Stand (Night Train International, 2000)
A Taste Of Honey (Night Train International, 2006)
Manchester ’77 (Document, 2007)
Live From Belle Vue (Suncoast Music, 2015)
At Onkel Pö’s Carnegie Hall Hamburg 1976 Vol. 1 (Jazz Line, 2019)
True – Live at Tipitina’s – 04/25/78 (Tipitina’s Records, 2021)
Compilations
King Of New Orleans Keyboard Vol. 1-2 (JSP, 1984–85)
Mr. Mystery (Sundown, 1984)
Let’s Make A Better World (Amiga, 1991)
The Lost Paramount Tapes (DJM, 1995)
More Than All The 45s (Night Train International, 1996)
New Orleans Keyboard King (Orbis, 1996)