Clarence Pinetop Smith – der Mann, der das Zeitalter des Boogie Woogie einläutete

Der aus Alabama stammende Pianist Clarence Smith war der erste, der den Namen „Boogie Woogie“ für einen Songs nutzte. Wer den Begriff “erfunden” hat, darüber streiten sich die Gelehrten. Ich lasse das mal so stehen. Immerhin war er der erste, der diesen Slang-Ausdruck für seine Musik verwendet hat.

Clarence Smith wurde am 11. Juni 1904 in Troy, Alabama, geboren. Warum er den Spitznamen „Pinetop“ – also „Spitze des Annanas-Baumes“ erhielt, ist ebenso nebulös und es gibt verschiedene Denkansätze. Fakt ist, dass er als junger Schwarzer mit roten Haaren auffiel und ungewöhnlich war.

Wie und wann er das Klavierspielen erlernte ist unbekannt. Anfang der 1920er Jahre zog er erst nach Pittsburg, wo er als Pianist und Entertainer arbeitete. Dort lernte er auch den Pianisten und Talent Scout Cow Cow Davenport kennen. Er soll auch in verschiedenen Vaudeville-Shows auf Tour gewesen sein und u.a. die Sängerin Ma Rainey begleitet haben. Man erzählt sich, sie hätte ihn dazu bewegt, einen Namen für seinen flotten Blues-Stil zu erfinden. Belege dafür gibt es aber nicht.

Mitte der 1920er Jahre zog er nach Chicago, weil es dort zu der Zeit mit Musik boomte. Die Stadt war im industriellen Aufschwung und die Menschen, die tagsüber hart arbeiten mussten, freuten sich über Unterhaltung am Abend oder am Wochenende.

Bald traf er auf Jimmy Yancey, der wie ein behütender Vater, die Schäflein an jungen, talentierten Pianisten um sich scharte und ihnen Auftrittsmöglichkeiten vermittelte. Und die gab es reichlich in Clubs, auf House-Rent Parties und in den Rotlicht-Lokalen. Bevor er seine junge Familie nach Chicago holte, soll er im gleichen Wohnblock wie Albert Ammons und Meade Lux Lewis eine kleine Wohnung gemietet haben.

Auf einer der unzähligen House-Rent-Parties traf er wieder auf Cow Cow Davenport. Der wiederum vermittelte ihn an einen Produzenten namens J. Mayo Williams, der mit Clarence Smith dann im Dezember 1928 und im Januar 1929 Aufnahmen für das Label Vocalion machte.

Der Rest ist Geschichte. Denn auf den wenigen Aufnahmen befindet sich auch ein Blues, der tanzbar gespielt, als „Pinetop`s Boogie Woogie“ betitelt wurde.

Pinetop sollte noch mehr Aufnahmen für Vocalion machen, aber dazu kam es nicht mehr. Im März 1929 verstarb er nach einer Kneipen-Schießerei. Die Kugel galt nicht ihm. Er wurde gerade mal 25 Jahre alt und hat ein Vermächtnis hinterlassen, das seines gleichen sucht.

78 rpm singles – Vocalion Records

1245     “Pinetop’s Blues”          December 29, 1928

1245     “Pinetop’s Boogie Woogie”       December 29, 1928

1256     “Big Boy They Can’t Do That”   January 15, 1929

1256     “Nobody Knows You When You’re Down and Out”       January 15, 1929

1266     “I’m Sober Now”            January 14, 1929

1266     “I Got More Sense Than That” January 14, 1929

1298     “Jump Steady Blues”   January 15, 1929

1298     “Now I Ain’t Got Nothing At All”             January 15, 1929

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