Alberta Hunter – Grand Dame des Vaudeville Blues

Ihr wohl bekanntester Song dürfte der “Downhearted Blues” sein. Mit ihm erreichte Bessie Smith 1923 einen Millionen Verkaufserfolg. Doch Alberta Hunter war sehr viel mehr als nur eine Vaudeville Blues Sängerin.

Sie wurde am 1. April 1895 in Memphis, Tennessee als Tochter eines Dienstmädchens, dass in einem Bordell arbeitete, geboren. Ihren Vater, so sagte sie immer, habe sie nicht gekannt. Ihre Kindheit war entsprechend schwer, trotzdem konnte sie die Schule besuchen. Bereits mit 11 Jahren verließ sie sie ihre Mutter, die in der Zwischenzeit geheiratet hatte. Ganz allein machte sie sich auf den Weg nach Chicago um Sängerin zu werden. Zunächst aber musste das kleine Mädchen als Reinigungskraft arbeiten. Doch den Gedanken, Sängerin zu werden, gab sie nie auf.

1914 traf sie den Jazzpianisten Tony Jackson, der ihr Unterricht gab. Ihre ersten Auftritte bekam sie in den Bordellen und Spelunken in Chicago. Schnell entwickelte sie sich zu einer jungen Dame, die nicht nur die Männerwelt unterhalten konnte, sondern auch eigene Songs komponierte. Der Bandleader King Oliver, der kurze Zeit zuvor aus New Orleans nach Chicago gekommen war, engagierte sie. Trotzdem musste sie tagsüber weiter Kartoffeln schälen und Abends auftreten, damit es für den Lebensunterhalt reichte.

1917 tourte sie mit einer Vaudeville-Show auch in Europa und war begeistert, weil sie wie eine Künstlerin behandelt wurde. In Amerika war das anders. Da waren Künstler dazu da, zu unterhalten.

1922 komponierte sie den „Downhearted Blues“, aber erst als ihre Kollegin Bessie Smith den Song aufnahm und einen großen Verkaufserfolg erzielte, wurde die Öffentlichkeit auf Alberta Hunter aufmerksam. Es folgten Aufnahmen für die Plattenfirmen Paramount, OKEH, Victor und auch Columbia. Vom Erfolg des „Downhearted Blues“ hatte Alberta Hunter nicht viel. Ein Produzent hatte sich hinter ihrem Rücken die Rechte gesichert und sie ging leer aus.

Trotzdem tourte sie fleissig bis in die 1950er Jahre, auch immer wieder mit unterschiedlichen Bands in Europa. Dann beschloss sie, sich zur Ruhe zu setzen.

Sie schrieb sich in einer Krankenpfleger Schule ein und begann eine neue Karriere im Gesundheitswesen. Mehr als 20 Jahre lang arbeitete sie „unentdeckt“ im Goldwater Memorial Hospital auf Roosevelt Island. Irgendwann wurde sie vom Krankenhaus gezwungen, in den Ruhestand zu gehen. Da beschloss sie, wieder zu singen. Erste Anlaufstelle war das neu eröffnete „The Cookery“ im Greenwich Village in New York. Es wurde von Barney Josephson geführt, der Jahre zuvor mit dem „Cafe Society“ Musikgeschichte geschrieben hat.

Unterbrochen nur von kurzzeitigen Touren, auch nach Europa, sang Alberta Hunter regelmäßig dort. Durch das Blues-Revival der späten 1960er Jahre wurden auch ihre alten Aufnahmen wieder entdeckt, sie wurde zu Fernseh-Sendungen eingeladen und konnte noch einmal den Ruhm für ihr Lebenswerk genießen.

Alberta Hunter starb 1984 friedlich auf Roosevelt Island, New York und gilt bis heute als eine Ikone des Vaudeville-Blues.

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