Harlem Stride Piano – improvisierte Virtuosität am Klavier
Als die Musik namens „Jass“ das Laufen lernte, entwickelten sich aus dem immer improvisierten Blues und dem auf Noten festgeschriebenen Ragtime innerhalb kürzester Zeit neue Stile, wie man ein swingendes und rhythmisches Piano spielen konnte.
Im New Yorker Stadtteil Harlem, so erzählt man sich, begannen technisch versierte Pianisten zu Beginn des 20. Jahrhunderts, den Ragtime mit dem Blues zu vermischen. Rein pianistisch-technisch betrachtet, spielte die linke Hand nicht mehr nur feststehende Bassläufe, sondern sie begann, wie beim Ragtime, zu „springen“. Pianisten wie Willie The Lion Smith, James P. Johnson und später auch Fats Waller fügten ihrer Musik auch Melodie-Linien und mehrere Akkorde bei.
Zur Begleitung von Stummfilmen in Kinos und in den Kneipen in Harlem begannen die Menschen, diese Spielart am Klavier zu lieben.
Die pianistische Betrachtung
Im Gegensatz zum Blues „springt“ die linke Hand des Pianisten, spielt Oktaven-Basstöne, um dann Dezimen-Akkorde dazwischen zu setzen. Die rechte Hand spielt Melodien und Akkorde darüber. Dazu benötigt es natürlich wirklich große Hände, denn nicht jeder Pianist ist in der Lage, Dezimen-Akkorde in der linken Hand zu greifen. Deshalb haben viele Pianisten auch ein wenig gemogelt, in dem sie „weiter springen“ mussten als diejenigen mit großen Händen.
Die wichtigsten Pianisten
Wer der erste war, der aus dem Blues und dem Ragtime „Stride Piano“ gespielt hat, lässt sich nicht genau bestimmen. Die bereits schon erwähnten Pianisten Willie The Lion Smith, James P. Johnson und auch Fats Waller sind sicherlich die bekanntesten aus den Anfangszeiten. Aber auch Ralph Sutton, Eubie Blake, Art Tatum oder auch Teddy Wilson spielten Stride Piano.
Heute sind es Pianisten wie Stephanie Trick, Chris Hopkins, Günther Straub und Judy Carmichael.
Woher kommt der Begriff?
„Stride“- ist wie so oft ein „Slang-Ausdruck“ und bedeutet ungefähr „große Schritte“ und bezieht sich natürlich auf das, was die linke Hand beim Klavierspielen macht.