Katie Webster – die Texas Boogie Queen

Von Christian Christl

Im Frühjahr 1990 lernte ich über die Sängerin Angela Brown aus Chicago eine schwarze Boogie Pianistin kennen, die mich sofort in ihren Bann zog: Katie Webster. Ihr strahlendes Lächeln nahm mich mit Leichtigkeit gefangen. Und als sie am Klavier Platz nahm und mit diesen langen lackierten Fingernägeln zu spielen begann, war es um mich geschehen. Ich gebe es zu, ich war fasziniert bis in alle Poren. Denn die Dame, die hier beim Soundcheck auf einer Festival-Bühne am Flügel saß, spielte, als wäre es schon das Konzert. Als sie dann auch noch zu singen begann, war es um mich geschehen.

Wie ich erfuhr, spielte sie in den 1960er Jahren das Klavier auf vielen Aufnahmen von Otis Redding, zum Beispiel bei “Sittin on the Dock of the Bay”. Nach Reddings frühem Tod zog sie sich zurück. Doch den Blues hatte Katie Webster immer im Blut. Sie war wohl die absolute Meisterin im bluesigen Geschichten erzählen am Klavier. Allein ihr Song “Red Neglige” reicht da schon als Beispiel. In den 1980er und 1990er Jahren war sie oft in Europa auf Tournee, zählte aber auch in ihrer Heimat Amerika zu den bluesigen Headlinern auf Festivals. Wir trafen uns oft. Backstage bei Konzerten. Oder auch auf der Bühne. Für mich als damals junger Pianist, der seine ersten Sporen auf großen Festivals verdiente, war sie eine unglaubliche Inspiration im musikalischen Geschichten erzählen.

Noch kurz vor ihrem Tod 1999 telefonierten wir. Sie war zu Hause in Texas bei ihrer Familie und fühlte sich eigentlich sehr wohl. Dass sie dann so plötzlich von uns ging hat mich sehr traurig gemacht. Ich mochte sie immer. Und ihren ehrlichen Klavier-Blues erst recht.

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