Monat: Juli 2024

Pete Johnson – Boogie Woogie Meister aus Kansas City

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Meade Lux Lewis – ein Leben auf der Boogie Woogie Achterbahn

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Es war gegen ein Uhr morgens am Sonntag, den 7. Juni 1964 in Minneapolis. Meade Lux Lewis, einer der drei großen Boogie Pianisten, hatte gerade einen Auftritt beendet und machte sich nach dem Konzert auf den Weg. Lewis saß allein am Steuer seines Wagens und fuhr den Memorial Highway im Stadtteil Golden Valley entlang. Er war gerade auf dem Highway unterwegs als ein anderer Wagen mit erhöhter Geschwindigkeit ihn von hinten rammte. Der Aufprall muss so heftig gewesen sein, dass er über 100 Meter über die Straße geschleudert wurde bevor er gegen einen Baum prallte. Meade Lux Lewis verstarb noch am Unfallort.

Über den Fahrer des Unfallwagens weiß man nicht viel. Er war Anfang 20 und – wie die Polizei in ihrem Unfallbericht schrieb – viel zu schnell unterwegs.

In Erinnerung bleiben die großen Erfolge

Meade Lux Lewis hatte ein bewegtes Leben. Natürlich bleibt sein „Honky Tonk Train Blues“ als Hymne aller Boogie Pianisten ewig mit ihm verknüpft. Natürlich erinnern sich Boogie Fans hauptsächlich an seinen Auftritt beim „Spirituals to Swing Festival“ in der New Yorker Carnegie Hall vom Dezember 1938. Aber in Lux Lewis` Leben gab es sehr viel mehr.

Über sein Geburtsdatum gibt es unterschiedliche Angaben. Der 3. September 1905 in Chicago könnte stimmen.

Dort traf er schon in jungen Jahren einen Kumpel, der ebenfalls gerne auf dem Klavier spielte: Albert Ammons. Die Freundschaft hielt ein Leben lang. Sie teilten sich als Teenager auch eine Wohnung und bespielten alle Klaviere in der Windy City, die nicht niet und nagelfest waren. Bei ihren Klavier-Runden durch die Stadt trafen sie auch auf den Pianisten Jimmy Yancey. Er war eine Art „Ziehvater“ und nahm die jungen wilden unter seine Fittiche.

Die Hymne aller Boogie Pianisten: „Der Honky Tonk Train Blues“

Wann Meade Lux Lewis den Honky Tonk Train Blues genau komponiert hat ist nicht überliefert. Auch warum er dem Thema „Dampflokomotive“ diesen Song gewidmet hat wird immer wieder gerne mit Geschichten aus unterschiedlichsten Motiven heraus erzählt. Rein pianistisch betrachtet ist jedoch Fakt, dass der Honky Tonk Train Blues alles hat, was „Boogie Piano“ ausmacht – nur den Namen nicht.

Denn „Boogie Woogie“ wurde erst 1928 vom Pianisten Clarence Pinetop Smith zum erstenmal bekannt gemacht. Der Honky Tonk Train Blues ist also vorher entstanden.

Was auch eine Plattenaufnahme belegt, die Meade Lux Lewis 1927 für die damals erst seit 10 Jahren aktive Firma Paramount einspielen durfte. Die Aufnahme verschwand aber recht bald in den Archiven, denn sie war kommerziell nicht erfolgreich. Meade Lux Lewis hatte sich sicherlich mehr erhofft. Paramount wohl auch.

 

Überleben im Chicago der 1930er Jahre

Meade Lux Lewis konnte vom Klavierspielen nicht leben. Mit allerlei Jobs hielt er sich über Wasser, ohne aber das Boogie Piano zu vernachlässigen. Der Musik-Journalist, Talent Scout und Musik Produzent John Hammond aus New York, der 1938 das „From Spirituals to Swing“ Konzert in der Carnegie Hall organisierte, beschreibt seine Suche nach Meade Lux Lewis in seiner Biographie sehr amüsant:

„Vom Pianisten Albert Ammons hatte ich erfahren, dass Meade Lux Lewis in einer Autowerkstatt an der South Side arbeitete und dort Wagen wusch. Also fuhr ich hin. Und traf ihn dort in einer Pause.“

Umzug nach New York

John Hammond hatte die Paramount Aufnahme des Honky Tonk Train Blues von 1927 gehört und lud Meade Lux Lewis nach New York ein. 1936 reise Lewis in den Big Apple, sein Auftritt dort war aber trotz aller Bemühungen von John Hammond, kein Erfolg.

Das sollte sich 1938 ändern. John Hammond engagierte Lewis erneut, diesmal gemeinsam mit Albert Ammons in der Carnegie Hall aufzutreten. Das Konzert war ein großer Erfolg und machte den Boogie Woogie über Nacht zur populären Musik in ganz Amerika. Mit Ammons und Lewis standen auch noch Big Joe Turner und der Pianist Pete Johnson aus Kansas City auf der Bühne. Und die Superstars der damaligen Zeit wie z.B. Count Basie.

John Hammond arrangierte für Lewis, Ammons, Johnson und Joe Turner direkt im Anschluß Auftritte in einem neuen Nachtclub in New York, dem Cafe Society.

Dort blieben sie ganze vier Jahre lang. Meade Lux Lewis kehrte nur noch für kurze Gastspiele zurück nach Chicago.

New York Anfang der 1940er Jahre war die wohl erfolgreichste Zeit für Meade Lux Lewis. Unzählige Konzerte in ganz Amerika folgten. Und auch Plattenaufnahmen, unter anderem für das Label Blue Note im Januar 1939.

Meade Lux Lewis drehte auch ein paar Kurzfilme und war unter anderem mit Louis Armstrong auf der Leinwand im Film „New Orleans“ zu sehen.

Die letzten Jahre

Meade Lux Lewis zog 1941 von New York nach Los Angeles um und Californien wurde zumindest in seinen späten Jahren seine Heimat.

Als der Boogie Woogie in den 1950er Jahren vom Rock`n Roll als populäre Musik abgelöst wurde, änderten sich auch die Engagements für Meade Lux Lewis. Weniger Konzerthallen, dafür wieder mehr Auftritte in kleinen Clubs und Restaurants.

Die Hinterlassenschaft des Pianisten Meade Lux Lewis ist gewaltig. Unzählige Aufnahmen, mal im Studio, mal bei Live-Konzerten, die kleinen Kurzfilme aber natürlich der Honky Tonk Train Blues und weitere Klassiker des Boogie Woogie Pianos sorgen dafür, dass er nie vergessen wird.

Mein Dank gilt Michael Hortig aus Graz für seinen unermüdlichen Einsatz, die Geschichte der Musik mit Fakten zu belegen.

Christian Christl

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Wie ich Charles Brown traf…

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Im Januar 1991 war ich mit den Sängerinnen Jeanne Carroll und Angela Brown in Los Angeles, um Aufnahmen für eine CD mit dem „Father of the Blues“, Willie Dixon, zu machen.

Soweit ich mich erinnere, war es der dritte und letzte Tag im Studio, als unangemeldet Willie Dixon`s Manager Scott Cameron auftauchte. Er war ein kleiner Mann, mit dem geschäftliches zu verhandeln sehr schwer war. Als Manager u.a. von Muddy Waters war er mit allen Wassern gewaschen. Damals war ich nicht gut auf ihn zu sprechen, weil er uns wirklich viele Steine in den Weg gelegt hatte, um die Aufnahmen mit Willie Dixon zu organisieren. Erst später habe ich das amerikanische System rund um Künstler und ihre Manager verstanden.

Scott Cameron schlich durch das Studio, hörte sich an, wie wir aufnahmen und schien dann überrascht zu sein. Dass, was wir da aufnahmen klang nämlich wirklich gut. Und professionell. Das hatte er von einem nicht mal 30-jährigen jungen Weißen aus Germany nicht erwartet.

Jedenfalls hat es ihn so begeistert, dass er uns fragte, ob wir Lust hätten, noch am gleichen Abend auf eine Party zu gehen. Er hätte Einladungskarten. Der Pianist Charles Brown würde für die Presse und für VIP`s sein neues Album präsentieren. Im Roosevelt Hotel. Direkt am Hollywood Boulevard. Gegenüber dem Chinese Theater, wo die Oscar-Verleihungen stattfinden.

Natürlich hatten wir Lust. Alle. Und als wir den letzten Take aufgenommen hatten, fuhren wir schnell zu unserer Unterkunft, warfen uns in Schale und auf ging es nach Hollywood. Wobei „schnell“ in Los Angeles natürlich untertrieben ist: Das Studio lag in West-Hollywood, unsere Unterkunft in Riverside. Fahrtzeit rund 2 Stunden. Dann wieder zurück nach Hollywood. Wieder 2 Stunden.

Im Roosevelt Hotel ging es bei unserer Ankunft schon drunter und drüber. Überall Celebreties, roter Teppich. Typisch Amerika. An der Seite von Willie Dixon und seinem Manager fühlten wir uns aber wohl. Jeder kannte ihn und wollte ihn persönlich begrüßen. Er stellte uns auch jedem vor. Und so schüttelte ich die Hände von John Mayall, Eric Clapton, Ruth Brown und auch von Bonnie Raitt.

Dann stand er plötzlich vor uns. Groß. Aufrecht. Stolz. Charles Brown. In seinem eleganten Anzug mit dem glitzernden Sakko und der Mütze. Eine wahrhaft imposante Erscheinung. Willie Dixon stellte uns vor – und ich bin echt froh, dass in diesem Moment jemand ein Foto gemacht hat. Wir unterhielten uns kurz, aber Charles Brown war der Star des Abends, und jeder wollte mit ihm sprechen.

Ich schätze mal, es waren rund 300 geladene Leute bei der CD-Präsentation. Journalisten, VIP`s, Politiker. Musikerkollegen. Nach dem Sektempfang in der Halle ging es für alle in den Saal und fest zugewiesenen Plätzen. In der Mitte war eine Bühne aufgebaut mit einem Flügel, Schlagzeug, Gitarre und Bass. Es dauerte auch nicht lange, bis Charles Brown mit seiner Band die Bühne erklomm und zu spielen begann. Eine ganze Stunde mit bester, grooviger Musik.

Doch der wahre Höhepunkt des Abends sollte folgen. Als Brown und seine Band unter tosendem Applaus den letzten Song aus ihrem neuen Album präsentiert hatten, nahm er das Mikrofon und begann zu erzählen. Anekdoten und Geschichten aus seinem bewegten Leben. Und bei jeder Anekdote lud er einen Gast zu sich auf die Bühne. Erst Ruth Brown, die grandiose Sängerin. Dann Willie Dixon. Es kamen noch Bonnie Raitt und Eric Clapton. Und ganz zum Schluß erwähnte er mich und stellte mich als „Chrischtiän from Germany“ vor, der gerade im Studio mit Willie Dixon sei und die Zukunft des Blues in Händen halten würde. Unter tosendem Applaus ging ich auch auf die Bühne, verbeugte mich artig und war wirklich aufgeregt. Was dann folgte, wird mir unvergessen bleiben. Alle Musiker auf der Bühne starteten eine Session und ich durfte mit Charles Brown vierhändig am Flügel spielen.

Zu schade, dass ich von diesem großen Augenblick in meinem Leben kein Foto habe. Aber ich habe die Erinnerung. Und die bleibt ewig.

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Der Ausdruck „Beat me Daddy eight to the bar“ entstammt dem Hipster -Slang der 1940er Jahre. Ray McKinley, Schlagzeuger und Leadsänger der Jimmy Dorsey -Band, soll ihn zum ersten Mal verwendet haben. McKinley startete bestimmte Uptempo-Songs, indem er den Pianisten Freddie Slack (Spitzname „Daddy“) bat, ihm einen Boogie-Beat oder „Eight to the Bar“ zu geben. McKinley erzählt in einem Gespräch mit dem Jazzautor George Simon: „Wir spielten einen Boogie im Club „Famous Door“ und zwei Songwriter, Don Raye und Hughie Prince , waren dort. Es gab einen Teil im Song, in dem ich spontan sang: „Oh, Beat Me, Daddy, Eight to the Bar.“

Nach dem Set rief Hughie mich an den Tisch und fragte, ob sie mit dieser Slang-Ausdruck ein Lied schreiben könnten. Ich sagte ihm, er solle weitermachen, und sie boten mir an, mich in die Melodie einzubauen. Das war für mich in Ordnung.“ Das Lied wurde offiziell unter dem Namen von McKinleys Frau, Eleanore Sheehy, veröffentlicht, da McKinley einen Songwriting-Vertrag mit einem anderen Verlag hatte. Der Spitzname „Daddy Slack“ wurde auch in der Aufnahme von „Pig Foot Pete“ aus dem Jahr 1941 verwendet, bei der Don Raye in Slacks Band sang.

Jazzhistoriker sind sich allgemein darüber einig, dass dieses Lied eine Anspielung und Hommage an Peck Kelley ist , einen Jazzpianisten der 1920er Jahre. Allerdings sagt McKinley im Gespräch mit George Simon: „Viele Leute scheinen zu glauben, ich beziehe mich auf Peck Kelley, und einige Jahre später dankte mir Peck sogar dafür. Aber wissen Sie, ich hatte niemanden – Peck oder irgendjemand sonst – in Gedanken nur ein imaginärer Klavierspieler in einer imaginären Stadt.“

Das Lied wurde erstmals 1940 vom Will Bradley Orchester aufgenommen, mit Schlagzeuger McKinley am Gesang und Freddie Slack am Klavier.

Songtext

In a little honky tonky village in Texas
There’s a guy who plays the best piano by far
He can play piano any way that you like it
But the way he likes to play is eight to the bar
When he plays, it’s a ball
He’s the daddy of them all

The people gather around when he gets on the stand
Then when he plays, he gets a hand
The rhythm he beats puts the cats in a trance
Nobody there bothers to dance
But when he plays with the bass and guitar
They holler out, beat me daddy, eight to the bar

A plink, a plank, a plink plank, plink plank
A plunkin’ on the keys
A riff, a raff, a riff raff, riff raff
A riffin’ out with ease
And when he plays with the bass and guitar
They holler out, beat me daddy, eight to the bar

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Jörg Hegemann – klassischer Boogie als Erfolgs-Rezept

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Jörg Hegemann aus Witten (NRW) gehört zu den wenigen Vertretern der Boogie-Pianisten, die sich wirklich ausschließlich auf den klassischen Boogie Woogie der 1930er und 1940er Jahre konzentrieren. Also genauso, wie Albert Ammons, Pete Johnson oder auch Meade Lux Lewis den Boogie gespielt haben: Hoch virtuos und mit grandioser Energie.

Der 1966 geborene Pianist kam 1981 mit dem Boogie in Berührung und erlebte 1983 sein erstes Boogie Konzert mit Axel Zwingenberger und Leo von Knobelsdorff. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Hegemann spielt nahezu 100 Konzerte europaweit, hat mehrere CD-Einspielungen aufgelegt und leitet als musikalischer Gastgeber verschiedene Boogie-Events, zum Beispiel den „Boogie Woogie Congress“ in der Philharmonie in Essen…>>